Der BVB will in der Champions League die Bundesliga-Tristesse hinter sich lassen. In der K.-o.-Runde wartet Sporting. Ein machbarer Gegner?
Lissabon/Dortmund – Borussia Dortmund sieht in der aktuellen Champions-League-Saison eine willkommene Abwechslung zum grauen Bundesliga-Alltag. Die Ligaphase der neu gestalteten Königsklasse beendete der BVB mit fünf Siegen und drei Niederlagen auf einem respektablen zehnten Platz. In der K.-o.-Runde winkte so ein vermeintlich günstiges Los.
Dortmund konnte in der Playoff-Runde vor dem Achtelfinale auf eines der beiden Teams treffen, die sich nur knapp auf den Plätzen 23 und 24 qualifizierten. Der FC Brügge, den der BVB bereits in der Gruppenphase auswärts besiegt hatte, wäre wohl die angenehmere Wahl gewesen als der ‚Sporting Clube de Portugal‘, hierzulande als Sporting Lissabon bekannt. Der Traditionsverein ist der amtierende Meister und führt auch derzeit die portugiesische Liga an.
BVB-Gegner Sporting zeigt einige Formschwächen
In der Champions League offenbarte Sporting zuletzt Schwächen. Nach einem starken Start mit zehn Punkten aus vier Spielen und einem beeindruckenden 4:1 gegen Manchester City holte das Team nur noch einen Punkt am letzten Spieltag gegen den FC Bologna. Dieses Unentschieden reichte gerade so für den Einzug in die Playoff-Runde.
Seit Trainer Ruben Amorim zu Manchester United wechselte, ist bei den Ergebnissen von Sporting ein Abschwung zu erkennen. João Pereira hielt sich als Nachfolger nur kurzzeitig im Amt, bevor Rui Borges ab Weihnachten das Ruder übernahm. Seine Bilanz mit fünf Siegen aus zehn Spielen ist durchwachsen.
„Es stimmt, dass die Form zuletzt nicht die beste war, aber man muss auch auf die Gegner schauen, die Sporting in dieser Zeit hatte: Seit Rui Borges übernommen hat, ging es in zehn Spielen viermal gegen die großen Rivalen Benfica und FC Porto“, erklärt Ricardo Granada, Experte bei der portugiesischen Sportzeitung Record, gegenüber fussball.news/absolutfussball, dem Fußball-Portal von IPPEN.MEDIA.
Alle Dortmunder Augen auf Stürmerstar Viktor Gyökeres?
„Rui Borges hatte auch mit Verletzungen von wichtigen Spielern zu kämpfen, zum Beispiel sind Nuno Santos, Pedro Gonçalves, Daniel Bragança oder Geny Catamo ausgefallen. In den letzten Wochen konnten auch Hidemasa Morita und Viktor Gyökeres nicht voll mitwirken“, so Granada. Gyökeres, der einst beim FC St. Pauli spielte, erzielte in dieser Saison 34 Tore in 34 Pflichtspielen und wird von vielen Top-Klubs umworben. Auch der FC Bayern soll Interesse am Schweden haben.
Im öffentlichen Teil des Abschlusstrainings von Sporting wurden Morita und Gyökeres am Montag geschont, doch Borges betonte, dass sie einsatzbereit seien. Ob sie allerdings auch in der Startelf stehen, bleibt abzuwarten. Gyökeres würde die Aufmerksamkeit der BVB-Defensive auf sich ziehen, doch „Dortmund muss auch auf Geovany Quenda aufpassen“, warnt Granada.
Der Flügelspieler, der erst Ende April 18 Jahre alt wird, stand bereits im Kader der portugiesischen A-Nationalmannschaft. Er gilt als nächstes großes Talent, das Sporting für viel Geld verkaufen könnte. „Er ist ein toller Außenstürmer, den viele große Klubs auf dem Zettel haben. Er war gegen Porto wahrscheinlich der beste Mann auf dem Platz“, schätzt Granada ein.
Sporting spürt „großen Respekt“ gegenüber Dortmund
Sporting verbuchte am Freitag ein Unentschieden beim FC Porto und verlor damit zwei Punkte Vorsprung auf Benfica. Dennoch beträgt der Vorsprung an der Tabellenspitze noch immer vier Punkte. Der Fokus von Sporting liege in dieser Saison auf der Verteidigung des Meistertitels in der Liga Portugal, erklärt Granada. Das Team wird jedoch gegen den BVB keinesfalls abschenken.
Die Fans von Sporting seien mit dem Los sehr zufrieden gewesen. Aber nicht, weil Dortmund schwächelt, sondern weil „die meisten Anhänger bloß nicht schon wieder gegen Atalanta spielen wollten, nachdem es letzte Saison in vier Duellen keinen Sieg gab“, erklärt Granada. „Gegenüber Dortmund herrscht großer Respekt. Historisch betrachtet hat Sporting gegen deutsche Teams sowieso oft Probleme.“
Sporting im Hinspiel gegen Dortmund ohne den Kapitän
In 17 Champions-League-Spielen gegen deutsche Teams konnte der portugiesische Meister nur dreimal gewinnen. Der BVB hat allerdings selbst in Portugal einen schweren Stand, kassierte fünf Niederlagen in sieben Spielen, darunter ein 1:3 bei Sporting im Jahr 2021, als der heutige Kapitän Emre Can die Rote Karte sah.
Ob sich die Geschichte am Dienstagabend (21.00 Uhr, alle TV-Infos) wiederholt? Beide Mannschaften scheinen nicht in Bestform. Vorteilhaft für den BVB: Sporting muss auf Morten Hjulmand verzichten, der neben Gyökeres vielleicht der wichtigste Spieler ist. Der dänische Kapitän ist gesperrt. „Er ist nicht nur der Spielführer, er ist auch der einzige Spieler, der unter Rui Borges noch keine Minute verpasst hat“, betont Granada. „Hjulmand ist im Mittelfeld von Sporting auf einem anderen Niveau als seine Kollegen.“
